B. Hernandez
Sein Kopf lag auf einer ihrer Schultern und Izzie konnte am Hals spüren, wie sein Atem nach und nach flacher wurde. Sie hielt ihn umarmt auf sich fest und streichelte mit ihren Händen zärtlich über seinen Rücken, während sie wartete, bis er sich wieder ganz beruhigt hatte.              
"Und wie soll das nun mit uns weitergehen?", fragte Izzie irgendwann wie beiläufig.
"Ich liege gerade bequem, ich halte es gut noch ein wenig so aus."
"Du hättest dich wirklich einmal melden können."
Max hob seinen Kopf.
"Ich habe es dir doch erklärt. Ich habe es einfach vergessen, wir waren so beschäftigt mit …"
"Einfach vergessen? Du hast mich einfach vergessen?"
"Nein. Habe ich nicht. Es tut mir leid, okay? Es kommt nicht wieder vor."
"Das hast du letztes Mal auch schon gesagt."
"Was willst du von mir hören, Izzie?"
Sie sah ihn einen Moment lang an. "Ich weiss es auch nicht", sagte sie und versuchte sich halbherzig zu befreien und ihn vom Sofa zu stossen. Max stemmte sich kraftvoll dagegen und griff nach Izzies Armen. Sie rangen ein wenig miteinander, bis sie wieder wie zuvor aufeinander zu liegen kamen.
"Ist das nicht das, was wir schon immer hatten, Izzie? Viel Vergnügen, wenig Komplikationen?"
"Und gefällt dir das? Ist es dir genug, Max?"
Es vergingen zwei Atemzüge, bis er antwortete.
"Ist es dir genug? Was hättest du denn gerne?"
Izzie faltete ihre Hände über dem Kopf zusammen.
"Ich will dein Herz, deine Seele, deinen Geist und deinen Körper. Und alles zusammen bitte schön verpackt in Liebe. Zuviel?"
Max richtete sich ein auf. Er griff nach ihren Händen, löste sie langsam auseinander, verschränkte die Finger seiner rechten Hand mit denen ihrer rechten und gleiches tat er mit seiner linken. Dann liess er seinen Oberkörper langsam auf ihren heruntersinken, seine Arme austreckend, so dass, als sie eng Gesicht über Gesicht lagen, Izzies Arme nach hinten an ihrem Kopf vorbei, von seinen Armen und Händen fixiert, auf der Lehne des Sofas lagen. Die ganze Zeit über hatten sie sich mit ihren Blicken gegenseitig festgehalten.
"Du wärst vielleicht überrascht zu wissen, wie viel ich herzugeben bereit bin, für etwas, das es Wert ist, Izzie."
Er beugte sich auf sie hinab und küsste sie zärtlich auf ihren Mund.
Als sie gerade seinen Kuss erwidern wollte, rumpelte und knurrte es in Max Magen. Sie hielten einen Moment inne und wollten gerade wieder zum Kuss ansetzen, da ging das Knurren weiter.
"Komm, ich habe Brötchen in der Küche", flüsterte Izzie. Max stieg, halb nickend, halb seinen Kopf schüttelnd, von ihr herunter.
Izzie zog sich wieder an und holte Max‘ Shorts und ein T-Shirt von den Kleidern, die er bei ihr für seine Übernachtungen eingebunkert hatte. Mit zwei Tassen Tee, den Brötchen und Butter, um sie bestreichen zu können, setzten sie sich an den Wohnzimmertisch.
"Ich würde lieber einen Kaffee nehmen", sagte Max, nachdem er einen Schluck lauwarmen Tee aus seiner Tasse getrunken und sein Gesicht verzogen hatte.
Izzie zuckte mit ihren Schultern und reichte ihm ein Brötchen.
"Und ich würde lieber meine Nächte durchschlafen. Ausserdem beruhigt Tee."
Max schlang das Brötchen hinunter und griff nach dem nächsten.
"Was soll das heissen?"
"Du scheinst mir heute ein wenig aufgedreht und durch den Wind zu sein."
Max schaute Izzie verständnislos an.
"Ist ja auch kein Wunder, oder? Bei all dem, was wir vorhaben."
Izzie runzelte die Stirn.
"Was haben wir denn vor?"
"Nicht wir. Sokrates, Johanna und ich. Aber ja, wenn du willst, kannst du sicher auch mitmachen. Es gibt genug zu tun."
"Wovon bitte redest du da?"
Max verdrehte die Augen und erzählte Izzie noch einmal alles über das Flimmern der Glotzkisten und den Plan. Während seiner Ausführungen ass er noch ein paar Brötchen auf.
Als er fertig war, nahm Max einen Schluck aus seiner Tasse und sah über den Rand hinaus Izzie an. Sie wartete ab, bis er seine Tasse wieder abgesetzt hatte. Als er sie dann immer noch erwartungsvoll ansah, schüttelte sie ihren Kopf.
Max runzelte die Stirn und lehnte sich zurück.
"Findest du den Plan nicht gut, Izzie?"
"Das ist jetzt ein Scherz, oder? Sag mir, dass du nicht ernsthaft daran denkst, auch nur etwas annähernd so Dämliches zu tun!"
"Hast du mir nicht zugehört? Das ist überhaupt nicht dämlich. Wir helfen der Stadt und ihren Menschen."
"Hast du mich heute nicht schon genug verärgert? Du hast sie doch nicht mehr alle."
Max hob sein Kinn an und verschränkte seine Arme vor der Brust.
"Du bist doch die, die immer über meinen Job und das böse Geld und all das lästert. Du bist doch die, die immer für eine bessere, gesündere, menschlichere Welt einstehen will. Und jetzt serviere ich dir mal eine Möglichkeit auf dem Präsentierteller und trotzdem bin ich der, der sie nicht alle hat. Das ist doch heuchlerisch!"
"So brauchst du mir gar nicht zu kommen, Bürschchen. Nur weil ich deine Flausen nicht unterstütze, heisst das noch lange nicht, dass ich eine Heuchlerin bin. Du verstehst doch selbst nicht einmal, was du da zusammenredest."
"Ach ja? Immerhin habe ich verstanden, dass Reden allein noch nicht viel bewirkt. Kritisieren und Rumstänkern ist einfach, das kann jeder. Sogar du."
Izzies Kinnlade fiel nach unten. Sie nahm ihre Tasse und trank sie in einem Zug aus. Max löste seine Arme und fing an vor sich auf seinem Schoss mit den Fingern zu spielen.
"Ich habe das nicht so gemeint, Izzie. Ich weiss ja, dass hinter deinen Worten etwas steckt."
Izzie stellte ihre Tasse wieder ab. Sie beugte sich zu ihm hinüber und griff nach einem seiner Unterarme, den sie sanft streichelte, sobald sie ihn berührte.
"Ist schon gut. Ich weiss, dass du es nicht so gemeint hast. Ich hätte dich ja auch nicht so blöd reizen müssen."
"Dann findest du den Plan doch gut?"
Izzie lächelte Max an.
"Nein, Schätzchen, das tue ich nicht."
"Aber wir müssen doch etwas tun, Izzie. Und wir wollen der Stadt doch helfen."
"Max, selbst wenn du das durchziehst, was bringt es dir? Das hätte doch gar nicht die Wirkung, die du dir so schön zurechtgelegt hast. Ich glaube nicht, dass ein paar fernsehfreie Tage die Menschen ‘heilen‘ können. Und ausserdem gibt es immer noch Kinos, Videospiele, Smartphones und was weiss ich noch alles. Einkaufszentren, in denen sie sich ablenken können, bis ihre Kisten wieder flimmern. Oder Bars, in denen sie sich solange betrinken können. Und nach spätestens drei Wochen wäre schon alles wieder vergangen und vergessen. Und du wärst ziemlich sicher im Gefängnis. Oder in der Irrenanstalt."
Max sah sie regungslos und mit versteinerter Miene an.
"Was ich sagen will, Max, ich finde es sehr gut, dass du etwas ändern willst. Aber nicht so. Ganz sicher nicht mit Gewalt. Die Stadt zu terrorisieren ist keine Lösung. Komm schon, das weisst du auch."
Sie nahm sich eines der noch wenigen übriggebliebenen Brötchen vom Teller, schnitt es in zwei und fing an eine Hälfte mit Butter zu bestreichen.
"Ich bin nicht sicher, ob du mich wirklich verstanden hast, Izzie, wir müssen etwas machen. Bevor es zu spät ist. So kann das doch nicht weitergehen."
Izzie legte die bestrichene Hälfte des Brötchens vor Max auf den Tisch. Dann nahm sie die andere und fing an sie auch mit Butter zu bestreichen.
"Ich habe keinen Fernseher, Max."
Er schaute von der Brötchenhälfte vor sich auf und sah sich im Wohnzimmer um, obwohl er ganz genau wusste, dass er nirgendwo einen Fernseher finden würde.
"Ich bin also schon ‚wach‘, oder nicht?", fuhr Izzie fort.
Max zögerte einen Moment lang.
"Eben, du müsstest doch am besten verstehen, wovon ich spreche."
"Müsste ich das? Vielleicht bin ich ja zu ‚wach‘ für deinen Plan, weil ich gar nie einen Fernseher hatte?"
Max schaute sie überrascht an.
"Das war ein Witz", lächelte Izzie ihn an und biss in die Brötchenhälfte, die sie in ihrer Hand hielt.
Als es schien, als ob Max trotzdem über ihren letzten Satz nachdachte, schluckte sie ihren Bissen schnell hinunter.
"Was ich sagen wollte, Max, ist, dass es in der Stadt nicht nur Fernsehsüchtige gibt. Und vor allem, dass es Grenzen gibt, mit welchen Mitteln man seine eigenen Ansichten anderen aufzuzwingen plant."
Max trank einen Schluck Tee,
"Aber wie sonst kann man etwas verändern?"
"Bewege die Massen anders. Überzeuge sie. Lass sie die Welt mit deinen Augen sehen. Vielleicht ist es dann wirklich ein Erwachen für sie."
"Leicht gesagt. Wie soll denn so etwas gehen? Ich stelle mich doch nicht auf den Marktplatz und schwinge da Reden wie ein Verrückter."
Izzie musste lachen. Max sah sie ein wenig empört an. Sie entschuldigte sich bei ihm mit einem abwinkenden Handzeichen und versuchte mit ihrer anderen Hand ihren Mund zu verdecken. Max schüttelte seinen Kopf, musste aber auch lächeln.
"Schade, ich würde gern kommen und dir zuhören." Und kaum hatte sie es gesagt, musste sie sich wieder kurz abwenden, um nicht erneut in Gelächter auszubrechen. Als sie sich wieder zu ihm umdrehte, streckte Max ihr die Zunge heraus. Sie lachten.
"Ich bin mir sicher, es gibt auch noch andere Wege für dich."
"Welche denn?"
Izzie zuckte mit den Schultern und nahm einen Schluck Tee.
"Schreib ein Buch!"
Max schüttelte seinen Kopf und trank seine Tasse leer.
"Ist mir zu mühsam."
Izzie lächelte. "Du würdest die halbe Stadt in die Luft sprengen, aber ein Buch zu schreiben ist dir zu mühsam?"
Max nickte und starrte vor sich auf den Tisch.
"Ich glaube ja. Vielleicht ist ‘mühsam‘ das falsche Wort. Ich könnte es einfach nicht. Schreiben ist eine Kunst. Sachen in die Luft sprengen kann jeder. Ich bewundere Künstler, beneiden tue ich sie, glaube ich, aber nicht."
Izzie bewegte ihren Kopf fast unmerklich auf und ab und schien dabei durch Max hindurchzusehen.
"Sonst noch irgendwelche Ideen? Soll ich anfangen auf der Strasse zu leben oder eine Suppenküche aufmachen", fragte Max und biss in die Brötchenhälfte, die immer noch vor ihm gelegen hatte.
 Izzie fokussierte ihren Blick wieder auf ihn und für einen Moment sah es so aus, als wüsste sie nicht genau, wovon er redete. Aber sie fasste sich schnell wieder.
"Ich denke, es geht auch weniger dramatisch. Spreng deinen eigenen Fernseher. Ich glaube, etwas weniger Fernsehen würde dir wirklich guttun."
Max rutschte in seinem Stuhl nach vorne und richtete sich auf, bis sein Rücken gerade durchgestreckt war. Hastig schluckte er den Rest des Brötchens hinunter.
"Hey, ich schaue gar nicht mehr so viel fern."
"Aber du hast noch einen… "
"Ja, aber der steht eigentlich bloss noch so da."
"Eigentlich bist du süchtig danach. Immer noch jeden Tag mal kurz einschalten, nur um zu schauen, was gerade so läuft?"
"Junge Dame! Erstens schalte ich nicht jeden Tag kurz mal ein. Und zweitens bin ich ganz sicher nicht süchtig nach Fernsehen."
"Ach ja? Dann verschenk ihn doch."
"Es ist keine Sucht, klar? Es ist ein Lebensstil. Ich könnte ihn jederzeit weggeben. Aber ich will nicht. Er passt schliesslich auch gut zu meiner Wohnungseinrichtung."
"Ja, natürlich. Deshalb überlebst du auch kaum ein ganzes Wochenende hier bei mir ohne Fernsehen."
"Überhaupt, jetzt, wo du mir meinen Plan kaputt gemacht hast, kann ich sowieso nichts anderes mehr machen, als fernzusehen."
"Na ja, du könntest stattdessen auch mehr Zeit mit mir verbringen. Zum Beispiel."
Max nickte.
"Das werde ich."
Er griff nach Izzies Beinen und zog sie auf seinen Schoss. Sanft fing er an ihre Füsse zu massieren.
"Schwerenöter", flüsterte Izzie lächelnd.
Sie liess Max eine ganze Weile weitermachen, bevor sie ihre Beine von seinem Schoss nahm und sich vor ihm hinkniete. Langsam zog sie ihm seine Shorts bis über die Knie. Sie griff nach seinem Penis. Er reagierte prompt auf ihre Berührung. Izzie massierte ihn, bis er sich ihr steif und wedelnd entgegenreckte. Dann beugte sie sich ein wenig vor. Max konnte ihren heissen Atem an seiner Eichel fühlen. Erst küsste sie seinen pochenden Penis. Dann leckte sie ihn. Und schliesslich stülpte sie ihre Lippen über ihn und liess ihn langsam und nur ein Stück weit in ihren Mund eintauchen. Während sie mit ihrem Blick Max Augen festhielt, liess sie ihn tiefer in ihren Mund hineinsinken. Max griff mit beiden Händen an das Sitzpolster, auf dem er sass, und krallte sich daran fest. Izzie schraubte sich immer tiefer an seinem Schaft hinunter und wieder hinauf. Immer und immer wieder. Max Gesässmuskeln spannten sich krampfartig an. Sein Becken bebte ihr entgegen. Als sie mit ihrer Zunge seine tropfende Eichel liebkoste, entfuhr ihm ein wunderbar leidvolles Stöhnen. Aber noch bevor sie ihn ganz erlöste und kommen liess, stand Izzie auf, zog sich ihr Höschen unter dem Bademantel aus und setzte sich wieder auf Max Schoss. Dabei liess sie ihn langsam in sich hineingleiten. Max klammerte sie mit seinen Armen an sich und liess sie kraftvoll nach oben und unten schaukeln. Schon nach einem kurzen Ritt kam er in ihr. Seine Arme fielen seitlich an ihm herab, sein Oberkörper sackte in sich zusammen und sein Kopf kam an Izzies Schulter zu liegen. Er atmete heftig. Izzie umarmte ihn und küsste ihn auf seine immer noch feuchten Haare. Eine Weile sassen sie so reglos beisammen.    
"Ich mag diese Momente und dieses Gefühl nach dem Sex mit dir", sagte Izzie schliesslich, "so frisch gefickt."
Max hob seinen Kopf und grinste sie an.
"Frisch gefickt?"
"Ja. Frisch gefickt", wiederholte Izzie ruhig und mit ungerührtem Gesichtsausdruck. "Fühlt sich schön an. Das könnte ewig so sein."
Max Grinsen verschwand.
"Frisch gefickt gefällt mir auch. Aber leider ist wahrscheinlich nichts für die Ewigkeit."
Sie küsste ihn auf den Mund und stand von seinem Schoss auf.
"Kannst du nicht wissen."
Max sah ihr zu, wie sie ihr Höschen wieder anzog und ihren Bademantel zurechtrückte.
"Glaubst du denn, dass wir ewig sein werden, Izzie?"
Sie hörte auf an ihrem Bademantel herumzuzupfen und starrte Max verwundert und irritiert zugleich an. Sie setzte sich auf ihren Stuhl, während Max seine Shorts hochzog und wieder nährer an den Tisch heran rutschte.
"Ich weiss es nicht, Max. Aber mir gefällt der Gedanke."
"Weil er dir Trost ist?"
Sie schaut ihn an und runzelt die Stirn.
"Hm. Nein. Warum sollte er mir Trost sein? Sehe ich traurig aus?"
"So habe ich das nicht gemeint. Aber wieso gefällt dir der Gedanke?"
"Na, weil ich gern hätte, dass es so ist. Ich fände es schon gut, wenn der Tod nicht einfach das Aus für alles bedeutete."
Max fing an mit der leeren Tasse zu spielen, die vor ihm auf dem Tisch stand.
"Aber mit Engeln und so?"
"Nein, eher nicht. Das heisst, ich weiss es natürlich nicht. Aber sprechen wir jetzt von den religiös gefärbten Vorstellungen der Ewigkeit oder unseren eigenen? Oder ist das für dich ein und dasselbe?"
"Na ja, ich weiss über die Ewigkeit nur das, was man so lesen kann und was man mir erzählt."
"Aber du hast ja noch deine eigene Vorstellung."
Er liess die Tasse wieder los und sah Izzie an.
"Das heisst?"
"Das heisst, Max, über die Ewigkeit weiss niemand so wirklich Bescheid. Falls es sie tatsächlich gibt, ist so ziemlich alles damit möglich."
"Eben, man glaubt daran oder man glaubt nicht daran. Aber man weiss nicht, ob es sie gibt, bis man es schlussendlich herausfindet."
"Aber du weisst auch erst, dass es sie nicht gibt, wenn du es schlussendlich herausfindest, oder nicht?"
"Ja, aber was hilft es denn Vorstellungen über etwas zu haben, das es gibt und nicht gibt, Izzie?"
"Was hilft es keine zu haben, wenn man schon mal weiss, dass es die Ewigkeit gibt oder nicht gibt?"
"Vielleicht hat diese Vorstellung einen Einfluss auf das eigene Leben hier."
"Alles, was wir tun oder nicht tun hat einen Einfluss auf das eigene Leben, Max. Das ist ja das Wunderbare am Leben. Und auch ein wenig das Grausame. Ich glaube aber nicht, dass meine verschiedenen Vorstellungen von der Ewigkeit wirklich so grossen Einfluss auf mein Leben hier und jetzt haben."
Sie musste lachen.
"Dazu sind sie teilweise viel zu abstrus."
Auf Max Stirn zeichneten sich ein paar Falten ab.
"Du hast mehrere Vorstellungen von der Ewigkeit?"
"Natürlich. Ist doch wie Landschaften malen in einem Zimmer ohne Türen und Fenster."
"Hm?"
"Ich sitze in einem Raum ohne Fenster und male die Landschaft, die sich jenseits der Wände vor mir befindet …. Oder auch nicht befindet. Ich kann unzählige verschiedene Bilder davon malen. Auch ohne gleich daran glauben oder nicht glauben zu müssen."
"Aber es könnte trotzdem immer noch alles ganz anders sein. Oder gar nicht sein. Man kann es nicht wissen. Man kann nur annehmen … oder glauben."
Izzie zog ihre Schultern hoch.
"Klar. Aber das kann mir niemand vorwerfen. Da sind nun mal keine Fenster und keine Türe. Alles, was man sagen kann ist, dass einem ein Bild vielleicht etwas mehr gefällt, als das andere."
"Aber vielleicht ist da hinter den Wänden gar nichts. Und wenn doch, dann vielleicht etwas ganz anderes, als auf deinen Bildern …"
"Und wenn schon. Da kann ich ja nichts dafür. Es ist nur Bilder malen, Max. Und allemal besser, als einfach die weissen Wände abzuzeichnen. Wie sieht denn deines aus?"
Max griff wieder nach der leeren Tasse und starrte hinein.
"Ich habe keines."
Izzie verschränkte ihre Arme auf dem Tisch und stützte sich darauf ab. Sie sah Max von der Seite an.
"Ich glaube, das stimmt nicht so ganz. Aber macht nichts. Dann fangen wir jetzt zusammen an zu malen."
Er drehte seinen Kopf zu ihr um.
"Das ist jetzt nicht dein Ernst, oder?"
"Siehst du mich lachen?"
"Ich soll mit jetzt eine ganze Ewigkeit ausdenken?"
"Nein, das hast du falsch verstanden. Nicht die Ewigkeit, sondern nur den Ort mit allem drum und dran, von dem du dir vorstellen kannst, dass er dich sehr glücklich machen würde."
"Und das ist dann die Ewigkeit?"
"Nein, dass ist dann der Ort, an dem du deine Ewigkeit verbringen möchtest."
"Das ist aber nicht das gleiche."
"Und woher willst du das wissen? Jetzt komm schon, trau dich."
Max zuckte mit seinen Schultern und widmete sich wieder seiner Tasse.
"Ich kann nicht malen. Und schon gar nicht etwas, von dem man nicht weiss, ob es überhaupt existiert oder nicht existiert. Und falls es existiert, wie es tatsächlich aussieht."
"Komm schon, ich helfe dir skizzieren. Also, wenn du an deinen Ort denkst, was siehst du vor dir … einen Strand, Berge, ein Dorf voller singender Zwerge …?"
Max sah sie wieder an und schüttelte lächelnd seinen Kopf.
"Izzie, ich glaube, du solltest ins Bett. Du scheinst sehr, sehr müde zu sein…"
"Komm jetzt. Blauer Himmel … ein Bach voller Bier ….. Fernseher, die auf Bäumen wachsen … hübsche Mädchen, die im Bikini Volleyball spielen …"
Sie sah, wie sein Blick an ihr vorbeiging und er plötzlich gedanklich abwesend zu sein schien. Sie beugte sich zu ihm hinüber und boxte ihn an den Oberarm.
"Max! Das darf nicht wahr sein! Du wirst doch wohl eine etwas tiefgründigere Vorstellungskraft haben, die mehr als solche hedonistischen Männerfantasien hervorbringt."
 "Aua! Du hast gesagt, was immer mich glücklich machen würde …"
"Nachhaltig glücklich, nicht nur einen Abend lang."
"Einen unendlichen Abend lang …."
"Ha ha!"
Sie streckte ihm die Zunge heraus. Max lachte.
"Einverstanden, Izzie. Das wäre wohl nicht nachhaltig. Zumindest nicht ewig. Aber du im Bikini und vor allem auch ohne würde mit grösster Wahrscheinlichkeit schon auf fast jedem meiner Bilder vorkommen. Vielleicht hat das allerdings auch nur mit den jüngsten Ereignissen des Abends zu tun."
Izzie tat empört.
"Was heisst hier auf ‘fast‘ jedem Bild?!"
Sie lachten gemeinsam. Danach streichelte Izzie wie zur Entschuldigung über Max Oberarm.
"Na ja, Max, jeder Künstler hat nun einmal sein Lieblingsmotiv. Und solange ich es bin, die im Bikini da ist, finde ich deine Wahl gar nicht so schlecht."
Max nickte ihr zu.
"Und wie sehen deine Bilder aus, Izzie?"
"Hm, wenn ich jetzt gerade ein Bild malen müsste, dann wäre ich wohl auch sehr beeinflusst von den ‘jüngsten Ereignissen des Abends‘…  Aber wie malt man schon ‘frisch gefickt‘?"
Sie grinsten sich an.
"Aber ernsthaft, ich habe schon eine Art zentrales Element für alle meine Bilder. Bei mir geht es sehr oft um Menschen. Solche, die teil meines Lebens waren, oder sind, und solche, die ich gern einmal getroffen hätte."
"Also willst du alle deine Freunde und Verwandte von hier wieder treffen?"
"Nicht nur meine Freunde und Verwandte. Auch andere Leute. Hauptsächlich Menschen, mit denen ich prägende und bleibende gemeinsame Erfahrungen gemacht habe. Gestern beispielsweise hat mich ein Mann in der Bäckerei ziemlich zusammengestaucht, weil er lange warten musste und ich scheinbar die anderen Kunden vor ihm viel zu langsam bedient hatte. Er kommt wohl nie wieder bei uns etwas einkaufen. Ich würde ihn gern wieder treffen und erfahren, warum er so schlechte Laune hatte und sie an mir auslassen musste."
"Dann willst du ernsthaft mit denen, die du da wieder triffst über das reden, was gewesen ist, über was ihr euch schon lange hättet sagen sollen und all so Zeugs?"
"Ja. Auch."
"Meine Güte, das hört sich so nach Therapie und Aussprache an. Und das für eine Ewigkeit."
"Nein, das wird nicht so sein. ‘Danach‘ sind wir alle auf einer anderen Ebene. Wir werden die Dinge aus einer gewissen Distanz wahrnehmen und erkennen können. Und Wichtiges von Unwichtigen unterscheiden können."
"Also doch Engel und so."
"Hey, es sind meine Bilder. Und ich darf sie so malen, wie ich will."
"Ja, ja. Wirst du auch deine Ex-Freunde wieder treffen?"
"Sicher. Da gibt es ja einiges zu besprechen."
Max kniff seine Augen zusammen
"Auch die, die dich verlassen und verletzt haben?"
Izzie nickte.
"Auch die."
"Na schön. Wenn ihr euch dann gesagt habt, was zu sagen war, dann werde ich jedem von denen eine aufs Maul geben. Und zwar auf jeder ‘Ebene‘."
Izzie sah Max an und grinste.
"Wer sagt denn, dass du auch da sein wirst?"
Max war einen Moment verblüfft, fasste sich aber schnell wieder.
"Ha! Wenn du da schon unbedingt mit den anderen Idioten verkehren musst, dann willst du mich sicher auch nochmals sehen wollen. Wie und wann auch immer das hier mit uns enden wird …"
"Ja, wollen schon. Aber das Problem ist, ich komme in den Himmel … "
Sie biss sich auf ihre Lippen um nicht laut herauslachen zu müssen.
Max rieb sich ihr zugewandt übertrieben theatralisch mit einem seiner Mittelfinger die Nase. Beide mussten schliesslich lachen.
"Ist vielleicht sogar besser, wenn ich nicht in den Himmel komme, Izzie. Dann kann ich mich reinschleichen und deinen Exen erst recht aufs Maul geben. Muss mich dann nämlich nicht an die Hausregeln halten."
"Warum habe ich das Gefühl, dass dir das auch noch gefallen würde? Keine Hausregeln, lieber der kleine Rabauke."
"So oder so, ich werde ihnen auf jeden Fall aufs Maul geben."
Izzie lächelte, beugte sich zu Max und streichelte seine Wange.
"Wirst du dich wirklich für mich in den Himmel schleichen?"
Max nahm ihre Hand und küsste sie.
"Natürlich werde ich das. Ich habe dich hier gefunden, ich werde dich auch drüben wiederfinden."
Izzie lehnte sich mit ihrem Oberkörper ganz zu ihm hinüber. Max kam ihr entgegen bis sie sich küssen konnten.
"Siehst du, schon hast du eines deiner Bilder gemalt. Und um genau zu sein habe ich dich gefunden, Schätzchen, und nicht umgekehrt."
Max hob seinen Kopf und riss die Augen auf.
"Ich weiss genau, wo und wann wir uns das erste Mal getroffen haben."
"Ich auch." Sie stand auf.
"Izzie, ich habe dich in diesem Café beim Einkaufszentrum aufgerissen."
Izzie stand auf.
"Ich muss mal kurz für kleine Mädchen. Und nein, hast du nicht."
Max folgte ihr bis zur Badezimmertür, vor der er stehen blieb, nachdem Izzie sie von innen geschlossen hatte.
"Natürlich habe ich", sagte er durch die geschlossene Tür hindurch, "wir sassen da an einem Tisch und ich habe dich angemacht."
Auf der anderen Seite blieb es still. Dann ging die Spülung und ein paar Momente später kam Izzie durch die Tür hinaus. Sie küsste ihn auf den Mund.
"Aber ich habe mich zu dir an den Tisch gesetzt", sagte Izzie und ging zurück zum Wohnzimmertisch.
Max schaute ihr nach. Kopfschüttelnd ging er schliesslich auch ins Badezimmer und erledigte sein Geschäft.
Izzie musterte Max als er sich wieder auf seinen Stuhl setzte und anfing mit seinen Fingerkuppen auf dem Tisch herumzutrommeln.
"Du erinnerst dich, oder Max?"
Max lehnte sich in seinem Stuhl zurück. Halbherzig zuckte er mit seinen Schultern.
"Verschwommen", log er grinsend.
"Ich erinnere mich gut. Himmel, das war mir so peinlich damals! Als du im Café mit der Zeitung in der Luft herumgewedelt hast, habe ich gedacht, dass das mir galt. Erst als ich schon fast bei dir am Tisch stand, habe ich gemerkt, dass du mich gar nicht kennst und noch nicht einmal bemerkt hattest. Aber es gab fast keine freien Plätze mehr, also habe ich mich trotzdem hingesetzt. Dabei ist mir vor lauter Nervosität noch die Tasche umgefallen und alle meine Einkäufe rollten über den Boden. Meine Güte, war mir das peinlich. Und dann noch dieser aufdringliche Kellner, der die ganze Zeit um uns herumgeschwirrt ist. Du sahst so aus, als hättest du das alles nicht einmal bemerkt."
Max hörte ihr gespannt zu.
"Du hast den Anschein gemacht, als würdest du gar nichts um dich herum wahrnehmen. Du hast einfach dagesessen, alleine an deinem Tisch an einem völlig mit Menschen überfüllten Platz, hast Zeitung gelesen und an einem heissen Sommertag noch heisseren Kaffee getrunken. Nur ein paar Mal hast du mich angesehen, als wäre ich dir lästig."
"Und das hat dich so beeindruckt, dass du gewartet hast, bis ich dich anspreche?"
"Nein, das hat mich denken lassen, du seist ein arrogantes Arschloch."
Max Augen wurden schlagartig ein Stück grösser.
"Keine Sorge, das denke ich jetzt nicht mehr von dir. Arrogant bist du nicht wirklich."
Sie lachte und schüttelte den Kopf.
"Um ehrlich zu sein, Izzie, hat es mich damals ziemlich viel Überwindung gekostet, dich anzusprechen. Soweit ich mich erinnere, war ich von dir ziemlich beeindruckt und habe dich alles andere als nicht wahrgenommen."
Izzie neigte ihren Kopf ein wenig zur Seite und sah ihn an. Ihre Augen waren sanft und weich.
"Ich weiss."
"Das hat aber gerade ganz anders geklungen."
"Als du mich damals angesprochen hast, habe ich schon gemerkt, dass ich vielleicht doch falsch gelegen hatte. Du warst so herrlich nervös und unsicher."
"Du hast mich damals anfangs ziemlich alt aussehen lassen. Das war fast schon ein wenig gemein von dir."
"Ja, ich habe das ein wenig ausgekostet. Ich muss auch zugeben, dass ich dem ganzen Unterfangen nicht allzu viele Chancen auf Erfolg eingeräumt hatte."
Max nickte abwesend und schien mit sich selbst zu reden.
"Ich war mir auch nicht ganz sicher, wohin dieses Vorhaben führen würde. Und zwischendurch schien uns auch hin und wieder die Kraft und Motivation auszugehen, nicht wahr?"
Er sah wieder Izzie an.
"Aber jetzt sind wir hier, Izzie."
"Jetzt sind wir hier. Und ich bin froh darüber, dass wir das durchgezogen haben."
"Wobei, ganz am Anfang stand es auf der Kippe. Wenn ich da an unseren ersten Joggingausflug denke. Der war wirklich hart. Wie ein Markstein hat der sich in meinem Hirn festgesetzt."
"Du hast gekeucht wie eine alte Dampflok, aber ich war sehr beeindruckt von deinem Willen."
"Ich bin danach auf deinem Sofa zusammengeklappt und dachte, ich könnte nie wieder aufstehen. Aber dann hast du mir Brötchen gebracht … Ich bin auch sehr froh darüber, dass wir das durchgezogen haben, Izzie." 
Sie lächelten sich an.
"Izzie, hast du dich je gefragt, ob wir für einander bestimmt sind oder einfach nur zufällig zwei Menschen im gleichen Café waren?"
"Du meinst zwei Menschen, die am gleichen Tag, zur gleichen Zeit, trotz aller Umstände am gleichen Tisch gesessen haben und dann irgendwie auch noch ins Gespräch gekommen sind, Max?"
Er sah Izzie an.
"Höre ich da eine Tendenz heraus, die weg vom Zufall führt?"
"Möglich."
"Weil dir der Gedanke gefällt? So wie vorhin bei deinen Bildern zur Ewigkeit?"
"Ja. Ist das denn so schlimm, Max?"
"Es ist nicht schlimm. Aber eben, es ist so, wie vorhin mit der Ewigkeit. Man kann daran glauben oder nicht daran glauben. Wissen tut man es nicht, bis man es weiss."
"Na und? Was glaubst du denn, was es ist, Zufall oder Bestimmung?"
"Ich kann doch nicht glauben, ob das hier mit uns das eine oder das andere ist, wenn ich im Grunde gar nicht wissen kann, ob es Bestimmung überhaupt gibt oder nicht gibt."
"Aber das macht doch nichts. Im Gegenteil, es ist sogar herrlich."
"Es ist herrlich?"
"Ja, es gibt dir Freiheit. Weil du es eben gar nicht wissen kannst, darfst du ohne schlechtes Gewissen annehmen, was dir gefällt. So wie ich."
Max rutschte auf seinem Stuhl hin und her und richtete sich auf.
"Aber Izzie, Ewigkeit, Bestimmung und so weiter, das sind grosse Fragen. Da kann ich doch nicht einfach auswählen was mir gerade passt."
"Warum sind denn das so grosse Fragen für dich?"
"Na ja, es ist eben schon ein Unterschied, ob alles Zufall oder Bestimmung ist."
"Wirklich? Dass wir zwei jetzt hier sind, ist entweder Zufall oder Bestimmung. Aber du weisst es nicht. Da kann also kein Unterschied sein."
Max zögerte.
"Natürlich wäre da ein Unterschied, wenn wir wüssten, ob es das eine oder das andere ist, Izzie. Es ist doch ein Unterschied, ob ich nur einer von vielen bin, der an diesem Tisch mit dir hätte sitzen können, oder ob wir, wie und von wo auch immer, auserwählt und für einander bestimmt sind."
"Würdest du den nicht hier bei mir sein wollen, wenn es keine Bestimmung wäre?"
"Du verdrehst mir die Worte im Mund. Natürlich will ich trotzdem hier bei dir sein. Aber es ist doch ein Unterschied, ob es aufgrund von Zufall oder Bestimmung ist, oder nicht?"
"Die Situation wäre also dieselbe, aber die Bedeutung für dich eine ganz andere?"
"Ja, genau."
"Hm, da du aber gar nicht wissen kannst, ob es das eine oder das andere ist, warum wählst du dann nicht die Version aus, die dir besser gefällt, Max?"
"So funktioniert das nicht. Deine Wahlfreiheit ist doch ein Stück weit ein bisschen, entschuldige den Ausdruck, Ignoranz. Du ignorierst einfach die Frage, ob es Bestimmung oder Zufall überhaupt gibt."
"Ich ignoriere sie nicht. Aber ich übergehe sie, ja, das stimmt. Und beantworte mir dann gleich die Frage, die darauffolgt, nämlich ob wir beide nun aufgrund von Zufall oder Bestimmung jetzt hier sitzen. Und zwar so, wie sie mir gefällt"
"Aber wie kannst du das einfach so machen? Richtig wäre doch zu sagen, dass man grundsätzlich nicht wissen kann, ob es Bestimmung gibt oder nicht. Punkt."
Izzie nahm ihre leere Tasse in die Hände, verharrte kurz und stellte sie dann wieder auf den Tisch zurück.
"Mut zur Lücke, Max."
"Hm?"
"Mut zur Lücke. Hast du an der Uni doch sicher gelernt."
"Nein, daran würde ich mich sicher erinnern."
"Nicht in den Vorlesungen, eher beim Leben drumherum … beim Lernen für Prüfungen … Mut zur Lücke."
Max starrte sie mit grossen Augen an.
"Als du für Prüfungen lernen musstest, da konntest du nicht alles und jedes Detail lernen, oder Max? Da lässt man doch das eine und andere weg und konzentriert sich auf das Wesentliche. Und trotzdem … oder vielleicht gerade deshalb hast du dann bestanden. Und auch noch mehr oder weniger verstanden, um was es in deinem Studium eigentlich ging. Du hast doch einen Abschluss, oder?"
Sie musste lachen. Max schüttelte seinen Kopf.
"Izzie, du behauptest also gerade ernsthaft, dass diese ‘Lücke‘ zu wissen, ob es Zufall oder Bestimmung grundsätzlich gibt oder nicht gibt, unwesentlich sei?"
"Natürlich. Wie könnte sie wesentlich sein, wenn ich es gar nicht wissen kann und wir jetzt so oder so hier zusammen sind?"
"Aber, Izzie, die Konsequenzen daraus, ob du einfach davon ausgehst, dass es beispielsweise Bestimmung gibt oder nicht gibt, sind enorm unterschiedlich. Und wenn du falsch liegst? Ich kann doch nicht einfach vom einen oder dem anderen ausgehen, mein ganzes Leben darauf aufbauen und muss dann am Ende feststellen, ups, war alles verkehrt."
"Tja, weder das eine noch das andere anzunehmen wird sich am Schluss ganz sicher als verkehrt herausstellen."
Sie fixierte ihn mit festem Blick. Er erwiderte ihn standhaft.
"Wenigstens muss ich so mein Leben nicht den Konsequenzen eines vielleicht spekulativen ‘Ja‘ oder ‘Nein‘ unterwerfen."
"Genau. Du beantwortest die Frage eben schon. Was du nicht tust, ist dich zwischen ‘Ja‘ und ‘Nein‘ zu entscheiden."
"Izzie, an diesem Punkt waren wir doch schon, oder?"
"Nicht ganz. Du tust immer so, als hätte dein ‘ich weiss es nicht‘ keine Konsequenzen auf dein Leben hat. Dabei ist es im Grunde einfach nur so, dass du davon ausgehst, dass diese Antwort die tragbarsten Konsequenzen für dich hat. Und das interessanterweise obwohl du sogar mit Gewissheit weisst, dass ‘ich weiss es nicht‘ in jedem Fall falsch sein wird."
"Aber man kann doch solche Fragen nicht einfach so mit ‘Ja‘ oder ‘Nein‘ beantworten! Man kann es einfach nicht wissen, was man glauben soll."
Sie schwiegen einen Moment, liessen sich aber nicht aus den Augen.
"Wovor hast du denn eigentlich mehr Angst, Max, dass uns nur der Zufall hier zusammengeführt hat oder dass es doch Bestimmung war?"
"Fragst du mich, ob ich glaube, dass wir zwei füreinander bestimmt sind?"
Sie sah ihn ruhig an und wartete, bis er seinen Kopf wieder zu ihr herumdrehte.
"Natürlich hätte ich gern, dass wir zwei füreinander bestimmt sind, Izzie."
"Aber?"
Max atmete tief durch.